Hallole,
manchmal möchte ich Zeit in Dosen kaufen. Termine, Streß, Sachzwänge etc. im Job haben bisher verhindert, daß ich dazu gekommen bin, meine Bilder von der Fahrt der 78 468 auf der Höllentalbahn aufzuarbeiten und einzustellen; aber endlich kommt mein Bericht über den 31. 01. 2010.
Bereits auf der viel zu langsam verlaufenden Anfahrt über die weitgehend ungeräumte A 81 und ebensolche Landstraßen waren die Gefühle zwiespältig, -8 Grad auf dem Thermometer, es schneite weiter, würde man heute überhaupt gescheite Bilder machen können? Weiße Hölle oder doch Winterwunderland? Das war die Frage dieses Morgens.
Viel zu spät wurde das Zielgebiet erreicht, frühestens in Titsee würde ich den Zug erreicht haben. Aber dann, auf Höhe Hüfingen, kam die SMS von Sven aus Donaueschingen - Zug mit +60 ab RDO. Hüfingen wurde spontan zum ersten Fotopunkt erkoren.
Erst einmal war die Strecke mit 2 REs belegt. In Richtung Neustadt lief 611 009/509 als RE 22307, Blick von der vorderen Brücke:
Brückenwechsel, auf den ca. 200 m Fußweg zur Brücke der B 31 zog die Kälte schon durch die Kleidung. Schneefall setzte ein, windabhängig mehr oder weniger waagerecht, 15 Minuten warten reichten, und die Hände wurden durch die Skihandschuhe klamm, die Zehen schmerzten, und die Flocken tanzten um mich herum, der Autofokus mühte sich nach Kräften, auf sie scharf zu stellen. Also ausschalten, mit den klammen Fingern manuell fokussieren. Was für ein Mist.
Aber etwas baute mich auf: Keine anderen Fotografen da. Was für Weicheier!
Das eigentliche Motiv, die alte Steinbrücke, verschwand ebenso im Schneegestöber wie die 78er.
Witterungsbedingt kein Gedanke an ein zügiges Hinterherfahren. Bis Löffingen aber sollte es zu schaffen sein, den Zug wieder einzuholen. Die 'berühmte' Brücke an der Ausfahrt wollte ich eigentlich ansteuern, aber der Weg war nicht geräumt. Ich habe mich schon oft genug im Schnee festgefahren, also zum Bahnhof. Minuten später kam 78 468 mit DPE 91729 in Löffingen an.
611 509/009 als RE 22304 wurde abgewartet:
Drei Bilder von der Ausfahrt der 78er. Auf dem ersten Bild kann man erkennen, daß der grüne Kleintransporter vor dem Bahnhofsgebäude sich zwischenzeitlich chamäleonartig an die Farbe der Umgebung angepaßt hat, um den Gesamteindruck nicht zu stören.
Zwischen Titsee und Hinterzarten wollte ich, wie andere Fotografen, die inzwischen doch aus dem Boden gewachsen waren, an die bekannte Fotostelle beim Jockelishof. Leider wollte auf dem Zufahrtsweg ein Anwohner zeitgleich in die andere Richtung fahren, was das in Schneepflugbreite geräumte Sträßle nicht hergab. Nach verschiedenen Rangierereien und Wortwechseln ging es dann doch, inzwischen zerannen die Minuten, und als die Straße endlich frei war, fehlten 60 Sekunden, und so kam es dazu, daß ich, die Fotostelle fest im Auge, Andreas Hackenjos vor die Videokamera fuhr - und selbst kein Bild mehr machen konnte.
Bis ich in Hinterzarten war, war der Sonderzug schon wieder auf der Rückfahrt. Ok, 1x täglich Murphys Gesetz, wars das dann?
Hinterzarten bot aber auch einige bemerkenswerte Anblicke, so dieses Schneehöhen-Warnschild der DB AG:
Wenn man sich schon mal durch die Schneemassen auf den Bahnsteig gearbeitet hat, kann man auch einmal den Planverkehr ins Bild setzen: 143 972, mit Revisionsdatum vom Septemer 2009 und Neulack, ist mit RB 31581 in Hinterzarten eingelaufen. Jetzt werde ich zum zweiten Mal heute fotografiert, diesmal vom Tf. Bin ich so berühmt, oder seh ich nur komisch aus? Ich befürchte letzteres ...
In Hinterzarten kreuzen die Regionalbahnen planmäßig. RB 31582 mit einer nun wirklich schneebedingt unkenntlichen 143 läuft ein:
Dann bekommt RB 31581 Ausfahrt. Der Nachschuß läßt wiederum die Schnemassen erahnen, links die Rufsäule für die Anrufschranke für Rollstuhlfahrer, die auf den Bahnsteig wollen/müssen.
Zurück nach Titisee zur 78er. Die Räumdienste haben ganze Arbeit geleistet und einen Schneewall aufgehäuft, und die Kinder von Titisee bestaunen die Dampflok. Vor 50 Jahren könnt's genauso gewesen sein.
Wie oben zu sehen, hatten die EFZ für die Rückfahrt nicht nur umgespannt, sodaß die 78er wiederum vorne am Zug stand, sondern die V 100 blieb in Titisee zurück, die 78er pendelte ohne Schubunterstützung nach Donaueschingen und zurück. *Danke, EFZ!* DPE 91737 hieß der Zug ab jetzt.
Wo aber jetzt das nächste Foto machen? Ach ja, das Gutachviadukt bei Kappel wäre vielleicht hübsch. Gut, sooo hübsch wars auch wieder nicht, aber man kanns angucken, oder?
Immer noch war mir nicht nach hektischen Vorfolgungen. Döggingen wurde mit ausreichender Zeitreserve errreicht. Immer wenn ich hier stehe, stellt sich mir die Frage, soll ich den Kirchturm mit ins Bild nehmen oder nicht? Und immer entscheide ich mich für den Kirchturm. DPE 91737 bei der Ausfahrt aus Döggingen:
Die 218er mit n-Wagen, die auf der Strecke in einem Umlauf der 611er laufen, machten einige Fotografen etwas schalu, und auch ich entschied mich, mal den Klassiker der Zugkreuzung in Döggingen von der Brücke aufzunehmen, und fand mich in einem Pulk von Fotgrafen wieder. Zur Vermeidung von Mißstimmungen bei den Hobbykollegen fiel ich vor den Dieseln sogar auf die Knie und fotografierte durchs Geländer, rückwirkend kann mich mir dazu nur temporäre geistige Umnachtung attestieren. Rechts steht 611 024 als RE 22311 nach Neustadt, soweit ich die Tfz-Nummer richtig erkannt habe, während links der RE 22306 mit schiebender 218 491 mit +5 verspätet einläuft.
Die Rückfahrt der 78 468 aus Donaueschingen mit dem nunmehr DPE 91737 benannten Sonderzug wurde zwischen Döggingen und Unadingen abgewartet. Bei diesem 'Schuß' von der Brücke kann ich mich nicht so recht entscheiden, welches Motiv besser ist, deshalb erst der Tele-Schuß mit der Dögginger Kirche hinter dem Wald und dann das 'normale' Motiv, daß durch einen reinweißen Hintergrund besticht:
Der Bahnhof Rötenbach schien mir für die nächste Aufnahme nicht ungeeignet. Der Nordwind war auf meiner Seite und sorgte für eine bemerkenswerte Verteilung der Dampfwolke. Auch hier wurden die leider in unmittelbarer Umgebung des Bahnhofs abgestellten Schrottautos von mir kurzerhand ihrer knalligen Farben beraubt.
Ein zweiter Versuch zwichen Titisee und Hinterzarten stand auf meinem Plan. Zuerst kam der Regelverkehr zu Ehren; hier RB 31605 bergfahrend von Hinterzarten kommend:
War zuvor nicht gelingen durfte, eine Aufnahme auf Höhe des Jockelishof zwischen Titsee und Hinterzarten, gelang jetzt mit der - in Titsee an das eine Zugende gekupptelten - V100 1041 vor dem Fahrradwagen, der heute dem Skitransport vorbehalten war.
Sehr schnell kam der Sonderzug wieder von Hinterzarten herauf:
In der einbrechenden Dunkelheit fuhr ich noch nach Döggingen. Im Skoda hatte sich inzwischen eine Pfütze geildet, Schuhe und Socken waren mit Wasser von ca. 0 Grad Celsius getränkt, die Jeans war bis zu den Oberschenkeln nass, die Skihandschuhe waren im Praxistest durgefallen und mußten durchnässt im Auto bleiben, und der Magen beklagte heftige Entzugserscheinungen. Zusammen mit einem Videofilmer, der ebenso Ausdauer bewies, indem er trotz Tiefschnee die Hänge oberhalb vom Bahnhof Döggingen bestieg, stand ich in Döggingen am Bf., als 78 468 nachdem Planhalt anfuhr. ISO 1600 mußte aufgeboten werden, um die nachfolgenden Aufnahmen der Ausfahrt zu machen.
Soooo, das wars, ich hoffe, es war nicht zuviel.
Grüße, Rolf